19.01.2017

Biografien der Moderne: LU BAN HAP IN KAMBODSCHA

Biografien der Moderne ist eine Veranstaltungsreihe von ski stadtkultur international ev im CLB Berlin, konzipiert von Moritz Henning mit Dr. Eduard Kögel.

Teil 2 der Reihe:
Moritz Henning berichtet über den kambodschanischen Architekten Lu Ban Hap

Bis heute ist Kambodscha ein weißer Fleck auf der Weltkarte der modernen Architektur. Zu Unrecht, denn in der Zeit von 1953 bis 1970 reifte in Kambodscha eine Architektur heran, die auf außergewöhnliche Weise Ideen der europäischen Moderne mit lokalen Bautraditionen zu einer spezifisch kambodschanischen Moderne verschmolz.

Lu Ban Hap gehört zu den wenigen einheimischen Architekten, die das Gesicht des Landes nach der Erlangung der Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft maßgeblich prägten. 1959 kehrt er als zweiter kambodschanischer Architekt vom Studium aus Paris zurück und wird mit dem Aufbau der Abteilung Stadtplanung und Wohnungswesen der Stadt Phnom Penh beauftragt. „Nebenher“ baut er sich, gut vernetzt mit der einheimischen Elite wie den im Phnom Penh stationierten Diplomaten, sein eigenes Büro auf und baut Villen, Schulen, Universitäten, ein Hotel. 1975 marschieren die Roten Khmer in Phnom Penh ein und verfrachten Lu wie Millionen seiner Landsleute zur Zwangsarbeit aufs Land. Nach drei Monaten kann er entkommen und nach Paris flüchten, wo er noch heute lebt. Sein Werk, in dem sich die radikale europäisch Moderne ebenso wiederfindet wie traditionelle kambodschanische Motive, ist bis auf wenige Ausnahmen unbekannt und mittlerweile fast verschwunden.

Nach dem Vortrag ist Zeit für Gespräche und Getränke bei kambodschanischer Musik der 1960er Jahre. Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen!

ZUR REIHE:

Die Moderne wird gemeinhin als im Westen verortet wahrgenommen. Aber auch in anderen Teilen der Welt kamen Mitte des 20. Jahrhunderts neue Gestaltungsideen auf, die Diskurse auslösten und Traditionen oder koloniales Erbe in neue Zusammenhänge stellten.

Die Reihe „Biografien der Moderne“ spürt in Süd- und Südostasien Leben und Werk prägender Architekten nach und fokussiert dabei auf die fünfziger und sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Wie in Europa war diese Zeit auch vielerorts in Asien von einer gesellschaftlichen Aufbruchstimmung geprägt, die sich in Architektur und Stadtgestaltung lesen lässt. Darin spiegeln sich nicht nur individuelles Interesse und Können ihrer Architekten wider, sondern ebenso fachliche Netzwerke, politische Verhältnisse, gesellschaftliche Bedingungen oder technische Errungenschaften.

Bis heute finden sich Bauten dieser Epoche in den Städten Asiens, die jedoch von der wirtschaftlichen Dynamik Asiens und einer Neudefinition kultureller Identität bedroht sind. Vor diesem Hintergrund wird auch die aktuelle Rezeption dieses baulichen Erbes Gegenstand der Diskussion sein.

Die nächsten Veranstaltungen:

Donnerstag, 23. März 2017, 19.30 Uhr
Sandra Bartoli und Silvan Linden berichten über den thailändischen Architekten Sumet Jumsai

Donnerstag, 20. April 2017, 19.30 Uhr
Konrad Braum berichtet über William S. W. Lim in Singapur

Termine

19.01.2017

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