26.09.2017 um 19:30
Biografien der Moderne: Seiichi Shirai in Japan
Kayoko Uchiyama und Peter Ruge sprechen über den japanischen Architekten Seiichi Shirai
Wenn Europäer an japanische Architektur denken, fallen ihnen in erster Linie die imperiale Kaiservilla Katsura in Kyoto, der Ise-Schrein oder die Architekten der (Post-)Moderne wie Kenzo Tange, Tadao Ando, Arata Isozaki oder Kazuyo Seijima ein. Der Connaisseur mag da noch Tanizakis Lob des Schattens hinzufügen wollen. Diese Perzeption der japanischen Bauästhetik ist ganz wesentlich von Bruno Taut geprägt, der Katsura in den 1930er Jahren „wiederentdeckte“. Für Taut verkörperte die Kaiservilla die japanische Kultur der funktionalen Einfachheit, Klarheit, Schönheit – das Paradigma der Moderne in der Moderne.
Doch es gibt auch andere Biografien der japanischen Moderne, die in Europa (bislang) unentdeckt geblieben sind. Seiichi Shirai zum Beispiel, 1905 in Kyoto geboren und 1983 gestorben, studierte in den 1950er Jahren Architektur in Kyoto und schrieb sich dann an der Universität Heidelberg für (Kantische) Philosophie ein. Zurück in Japan nahm Shirai aktiv am Diskurs der Nachkriegsmoderne teil, sah jedoch den Ursprung der japanischen Architektur in der Jomon-Zeit. (13.000 bis 2.300 v. u. Z.). Er positionierte sich früh zum kulturell-immanenten Raum und seinem Potenzial der geistigen Tiefe und war mit dem Projekt Genbakudo der einzige japanische Architekt der Moderne, der die Traurigkeit des Nuklearzeitalters ausgedrückt hat. Es ist jetzt an der (postmodernen) Zeit, sich mit Seiichi Shirai zu befassen.
Nach dem Vortrag ist Zeit für Gespräche und Getränke. Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen! Der Eintritt ist frei.
Biografien der Moderne ist eine Veranstaltungsreihe von ski stadtkultur international ev im CLB Berlin, konzipiert von Moritz Henning mit Dr. Eduard Kögel.
Termine
ORT
Aufbau Haus am Moritzplatz
Berlin
10969 Deutschland