14.06.2019 um 13:00
City Sounds – City Atmospheres
The auditory legibility of urban habitats and their atmospheres.
Symposium zur auditiven Stadtforschung
von und mit Sam Auinger, Peter Cusack und Dietmar Offenhuber sowie Gernot Böhme, Maren Hartmann, Johanna Just, Sarah Lappin, Juhani Pallasmaa, Peter Payer, Birgit Schneider, Holger Schulze.
In englischer Sprache.
In den mediatisierten Räumen des täglichen Lebens haben wir uns daran gewöhnt, Information als etwas Abstraktes, explizit Codiertes, und symbolisch Lesbares zu verstehen. Jenseits der uns umgebenden digitalen Repräsentationen präsentiert sich die Stadt jedoch vor allem sinnlich und körperlich. Der Klang von Räumen, Orten, und Plätzen schafft Atmosphären, die uns oft unbewusst beeinflussen aber meist schwer zu artikulieren sind. Symposium und Workshop untersuchen die auditiven Atmosphären von Berlin, und wie Praktiken und Kulturtechniken des Hörens helfen können, Orte zu verstehen und über urbane Prozesse kritisch zu reflektieren.
Mit dem Symposium möchte der Deutsche Akademische Austauschdienst Raum geben für internationale und interdisziplinäre Diskurse, um eine neue Lesbarkeit der Stadt aufzuzeigen. Aktuelle und ehemalige Geförderte des DAAD in den Disziplinen Architektur, Stadtplanung, Musikwissenschaften, Design, Psychologie und Umweltwissenschaften haben so die Möglichkeit eine experimentelle Erweiterung ihrer Forschungsansätze mit urbaner Praxis zu verbinden.
Programm
13.00 Begrüßung und Einführung
Dr. Birgit Klüsener, Direktorin der Stipendienabteilung des DAAD
Dr. Sven Sappelt, CLB Berlin
Prof. Dr. Dietmar Offenhuber & Sam Auinger
13.15 Prof. Dr. Gernot Böhme: „Atmospheres“
14.00 Dr. Sarah Lappin: “The Sound-Considered City: Reflections and Possibilities“
14.45 Dr. Peter Payer: „Zwischen Lärm und Wohlklang: Stadtgeräusche aus historischer Perspektive“ (in deutscher Sprache)
15.30 Kaffeepause
15.45 Prof. Juhani Pallasmaa: “The integrated experience – orchestrating architecture through our neglected senses“
16.30 Prof. Dr. Birgit Schneider: “Environments are Invisible. Listening to 5G Atmospheres“
17.15 Prof. Dr. Maren Hartmann: “The sensory perceptions of missing shelter: observations in urban space“
17.45 Kaffeepause
18.00 Johanna Just: “Sensing Spaces – Unlocking the city with Cultural Probes“
18.30 Prof. Dr. Dietmar Offenhuber & Sam Auinger:
18.45 Prof. Dr. Holger Schulze: “Apparatus, Personae & Affects: Scenarios of an Urban Anthropology of Sound“
19.30 Empfang
Referent*innen
Sam Auinger ist ein in Berlin ansässiger Klangdenker, Komponist und Klangkünstler. Mit seinem Kollegen Bruce Odland untersucht er das Thema „Hörperspektive“ durch großflächige öffentliche Klanginstallationen. Auinger arbeitet mit Stadtplanern und Architekten zusammen und spricht auf internationalen Symposien über Urbanismus, Architektur, Medien und die Sinne. Er war Gastprofessor an der Universität der Künste Berlin, Associate an der Harvard Graduate School of Design und Dozent am Art, Culture and Technology Program am MIT. 1997 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Gernot Böhme ist Philosoph und ehemaliger Professor für Philosophie an der TU Darmstadt. Seit 2005 leitet er das Institut für Praxis der Philosophie in Darmstadt. Böhme ist vor allem mit seinen Arbeiten zur Ästhetik, Natur-, Leib- und Technikphilosophie hervorgetreten und konstatiert einen Neuen Humanismus in der Architektur; der Mensch als Benutzer müsse zum Bezugspunkt des Bauens werden. „Für die Erfahrung der Raumstruktur muss man selbst leiblich anwesend sein – es ist allenfalls möglich, darüber sprachlich zu berichten. Wenn man sich darauf einlässt, dann kann allerdings auch die Bedeutsamkeit – und damit die Geschichtsträchtigkeit – eines Ortes zum Thema werden.“
Maren Hartmann ist Professorin für Kommunikations- und Mediensoziologie an der Universität der Künste Berlin. In ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit dem frühen Cyberspace und den darin verorteten Nutzermetaphern (publiziert unter dem Titel: „Technologies and Utopias. The cyberflaneur and the experience of being online“). Es folgten Arbeiten zu Medienaneignung, insbesondere dem Konzept der Domestizierung, und zur Frage mobiler Medien, städtischer Kontexte und Materialitäten.
Johanna Just ist Mitbegründerin des experimentellen Architekturstudios „The Bakerloos“ und Dozentin an der Oxford Brookes University. Zurzeit arbeitet sie nebenberuflich als Designerin und Forscherin bei Alexandra Daisy Ginsberg Ltd., wo sie bei Installationen und Kunstwerken für solche Museen wie Centre Pompidou und Milan Design Triennial mitwirkt. Sie ist daran interessiert, das Potenzial prozessorientierter Entwurfsmethoden für die Baukultur zu erkunden. In ihrer Abschlussarbeit entwickelte sie eine neue, auf Assoziationen basierende Architektursprache, um bestehende Konzepte herauszufordern.
Sarah Lappin ist Architektin und lehrt Theorie und Design an der Queens University Belfast. Lappin ist Mitbegründerin der All-Ireland Architectural Research Group und Vorsitzende der Lenkungsgruppe der Architectural Humanities Research Association. Ihre Forschungsinteressen umfassen Architektur und Identität, Modernismus und seine lokalen Erscheinungsformen in Irland sowie die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus leitet Dr. Lappin gemeinsam mit Dr. Gasia Ouzounian dir Forschungsgruppe „Recomposing the City: Sonic Art & Urban Architectures“, die untersucht wie Zusammenarbeit zwischen Klangkünstlern und Architekten zu neuer Analyse und Transformation von urbanen Umgebungen führen kann.
Dietmar Offenhuberist Professor für Art + Design und Public Policy an der Northeastern University. Er promovierte in Stadtplanung am MIT und hat Masterabschlüsse vom MIT Media Lab und der TU Wien. Seine Forschung konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Design, Technologie und Governance. Dietmar ist Autor der preisgekrönten Monographie „Waste is Information“ (MIT Press), arbeitet als Berater für die Vereinten Nationen und veröffentlichte Bücher zu den Themen Urban Data, Accountability Technologies und Urban Informatics.
Juhani Pallasmaa ist finnischer Architekt, ehemaliger Professor für Architektur an der Helsinki University of Technology, ehemaliger Direktor des Museums für finnische Architektur und Autor von zahlreichen Artikeln über Kulturphilosophie, Umweltpsychologie und Architektur- und Kunsttheorie. In seinem 1996 erschienenen Buch „Die Augen der Haut: Architektur und die Sinne“ betont er die Bedeutung der Erfahrung in der Architekturproduktion, die heute in der Praxis oft vernachlässigt wird.
Peter Payer ist Historiker, Stadtforscher und Publizist. Er führt ein Büro für Stadtgeschichte und arbeitet als Kurator im Technischen Museum Wien. Sein Vortrag thematisiert den gesellschaftlichen Umgang mit Soundscapes in europäischen Großstädten vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Ausgehend von der sich radikal verändernden Lautsphäre wird die Intensivierung des Lärmdiskurses dargestellt und die Auswirkung auf die Entwicklung und Gestaltung der Stadt analysiert. Dabei zeigt sich eine grundsätzliche Ambivalenz gegenüber der neuen akustischen Umwelt. Diese stellt sich als komplexes Phänomen dar, an dem paradigmatisch Fragen der Stadtentwicklung, der Kultur- und Zivilisationskritik, aber auch soziale und ökonomische Konflikte abgehandelt werden.
Birgit Schneider ist Professorin für Medienökologie an der Universität Potsdam im Studiengang Europäische Medienwissenschaft. Zuvor war sie Visiting Fellow am Rachel Carson Center for Environment and Society in München, danach Senior Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung in Weimar. Ihre thematischen Schwerpunkte umfassen u.a. Klimabilder und visuelle Klimawandelkommunikation, Fragen der Medienökologie und der Medienästhetik sowie die Kunst- und Mediengeschichte von Sound und Vision.
Holger Schulze ist Kulturwissenschaftler und Professor für Musikwissenschaft an der Universität Kopenhagen. Schulze war Mitbegründer und von 2006 bis 2009 erster Leiter des Studiengangs „Sound Studies“ an der Universität der Künste Berlin sowie Gastprofessor für Klanganthropologie und Klangökologie. Seine Forschungsgebiete sind Literatur-, Musik- und Kunstgeschichte der Aleatorik und das Verhältnis von Intimität und „Medialität“ in der Kultur.
Credit: Stefanie Rau operative.space