08. – 19.01.2019
Postmodern Melancholy I Stephanie Kloss
Eine fotografische Spurensuche
Während des Architekturstudiums an der TU Berlin in den 1980er Jahren war die Internationale Bauausstellung IBA 1987 Pflichtprogramm. Man pilgerte im Jahr 1988 von der Rauchstraße, in der wir zum ersten Mal ökologisches Bauen bestaunten, zum Lützowplatz mit seinen postmodernen Wohnhäusern von Botta, Cook, Jansen etc. Auf der anderen Seite des Platzes stand der Wohnblock von O M Ungers, ein Must für jeden Architekturstudenten: Townhouses – damals noch Stadtvillen genannt – für den sozialen Wohnungsbau.
30 Jahre und eine Mauer später ist nichts mehr zu sehen, der gesamte Ungers-Block wurde sukzessive abgerissen. Der jetztige Neubau verkörpert die obligatorische Mischnutzung Berliner Machart, von der konzeptionellen Originalität und der IBA-typischen großzügigen innerstädtischen Wohnqualität des Ungers-Baus meilenwert entfernt.
In einem mit Kollegen wie Hans Kollhoff und Rem Koolhaas entwickelten Konzept von (West-)Berlin als „Grünem Archipel“ wandte Ungers sich gegen eine Rekonstruktion des historischen Stadtkörpers und sprach sich für eine Planung durchgrünter Stadtinseln innerhalb eines polyzentralen Ganzen aus: Der Garten als Stadt, die Stadt als Garten.
Für West-Berliner Verhältnisse bot der Block am Lützowplatz paradiesische Bedingungen – und das zu Mietpreisen des sozialen Wohnungsbaus. Damit stand er prototypisch für die Internationale Bauausstellung, deren Grundsatz es war, „die Rückgewinnung der Innenstadt als Wohnort“ mit bezahlbarem Wohnraum zu schaffen. „Kritische Rekonstruktion“ war ein weiterer Punkt, angesichts Wohnungsnot und Schlossneubau wirkt dieses Programm heute schon wieder visionär.
Stephanie Kloss zeigt Fotografien des Abrisses und stellt diese anderen IBA-Bauten gegenüber. Dabei geht es ihr nicht um deren Dokumentation, sondern um eine Abstraktion, die den theoretischen Gedanken bzw. Ansatz der IBA herausarbeiten möchte und gleichzeitig kritisch auf die jetzige Stadtpolitik schaut.
Stephanie Kloss, geboren in Karlsruhe, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Berlin. Sie hat Architektur an der Technischen Universität in Berlin (Diplom) und Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe bei Marie-Jo Lafontaine und Günther Förg sowie Fotografie bei Thomas Struth und Candida Höfer studiert. Stephanie Kloss’ fotografische Arbeiten beschäftigen sich mit soziologischen, politischen und räumlichen Phänomenen. Dabei spielt das Thema Macht in jüngeren Arbeiten eine zentrale Rolle. Sie ist in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit unterrichtet sie an der Universität der Künste Berlin im Studium Generale und der Summer University, kuratiert Ausstellungen wie z. B. „Erotica“ oder „Pissing in a River. Again!“ im Kunstraum Kreuzberg und schreibt Texte für verschiedene Kunstzeitschriften.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 14 bis 18 Uhr
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Aufbau Haus am Moritzplatz
Berlin
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